Kulturnacht

Mit dem Jugendzentrum Dudweiler

Wenn das Jugendzentrum für ältere Besucher am Wochenende erst um 22 Uhr öffnet, dann ist das etwas Besonderes. Es ist die Zeit, in der normalerweise junge Erwachsene sich für die Diskothek oder den Club in der Stadt vorbereiten, um sich anschließend in eine lange und laute Nacht des Feierns zu begeben.

Diesmal war es anders. Der Abend und die Nacht war der Kultur gewidmet.

So trafen zum Pizzaessen erst die älteren Jugendlichen im Jugendzentrum Dudweiler ein, um in aller Gemütlichkeit den Fahrplan der Kulturnacht von ihrem Betreuer zu erfahren. Neben einer kleinen mit Fachbüchern unterlegten Vorankündigung über drei historische Plätze aus unterschiedlichen Epochen, gab es eine allgemeine Einweisung über das Verhalten bei dieser ausgedehnten Nachtwanderung.

Mitten in der Nacht ging es nun los in Richtung Köllertal. Die erste Station war die Burgruine Köllerbach aus dem 13. Jahrhundert. Eine imposante Wasserburg über die sich, neben den historischen Fakten, auch Mythen und Märchen gebildet haben. Die nächtliche Führung des Sozialpädagogen begann mit den baulichen, historischen und kriegerischen Fakten, um auf die gespenstischen Sagen des Köllertals überzuleiten. Von der Dichtergräfin Elisabeth von Lothringen über die Märchen des „wilden Jägers Maltitz“, der bei stürmischen Nächten immer noch auf einem Wildschwein reitend über die Baumwipfel fliegen soll.

Von der mittelalterlichen Burgruine ging es nun zu einem Kulturdenkmal, lange vor unserer Zeitrechnung.

Am Rande des Herchenbacher Waldes liegt unscheinbar ein rekonstruiertes im Schnittmodell dargestelltes Keltengrab aus der Zeit zwischen 500- 400 v.Chr. Interessant fanden die Jugendlichen, dass der keltische Fürst, neben vielen Beigaben, auch mit seinem Wagen bestattet wurde. Die fremde Lebensweise dieser antiken Stammeskulturen der Eisenzeit faszinierte die Heranwachsenden. Kannten sie die Kelten doch nur aus dem gallischen Comic „Asterix und Obelix“.

Nicht weit davon entfernt näherte sich die Gruppe durch den Wald einem Ort, der leider, obwohl aus längst vergangener Zeit, uns mit der Gegenwart auf das Schmerzlichste konfrontierte.

Der Soldatenfriedhof Elm- Sprengen, der bereits Ende 1944- Anfang 1945, für die gefallenen deutschen Soldaten im Frontabschnitt Saarlouis notdürftig als Sammelgrab zuerst errichtet wurde und nach dem Krieg sein heutiges gepflegtes Aussehen erhielt.

Im Morgengrauen gingen die jungenen Erwachsenen entlang der Gräber, um die Namen und Lebensdaten der Gefallenen zu lesen. Vor allem die ganz jungen Soldaten, die teilweise jünger als sie selbst waren, beeindruckten sie sehr. Auch die „unbekannten Soldaten“, die neben ihrem Leben, auch ihre Identität und damit einen Teil ihrer Würde verloren hatten, machte sie nachdenklich. Über 1000 Tote liegen auf diesem Friedhof begraben. Dies war zu diesem Zeitpunkt die geschätzte Anzahl der Toten, die im aktuellen Ukrainekonflikt täglich ums Leben kommen.

Auf dem Soldatenfriedhof fanden wir einen Gedenkstein des 20. Weltjugendtages 2005 mit der Inschrift „Versöhnung“ in Deutsch, Russisch und Polnisch.

Vor dem Verlassen der Gedenkstätte verewigten wir uns als Jugendzentrum im Gästebuch mit dem Eintrag: “JEDER Krieg ist eine Niederlage“, denn diese Kulturnacht war mehr als eine Reise durch die Geschichte.