Wie eine demokratische Wahl in die Diktatur führte

Besuch im Historischen Museum

Die langen Mittwochsöffnungen im Jugendzentrum Dudweiler bieten den Besuchern, sowohl älteren Jugendlichen, als auch jungen Erwachsenen, Raum, um sich in Ruhe über ernsthafte Themen auszutauschen. Die Themen reichen von persönlichen Befindlichkeiten über gesellschaftliche Herausforderungen bis hin zu geschichtlichen Entwicklungen und politischen Fragestellungen.

An mehreren Abenden wurde das Thema des Dritten Reiches und der Formen politischer Manipulation diskutiert. Besonders relevant erschien dabei die Wahl im Jahr 1935 im Saarland, die einen düsteren Wendepunkt markierte. Angesichts dieser eigenen regionalen Geschichte war es naheliegend, das Historische Museum in Saarbrücken zu besuchen, um die Ereignisse und ihre Auswirkungen besser zu verstehen.

Die Führung wurde von einem Sozialpädagogen des Jugendzentrums übernommen, der selbst historisch interessiert und Fördermitglied des Museums ist. Die sorgfältig kuratierte Ausstellung zeigte auch auf, wie die saarländische Bevölkerung bereits vor der Volksabstimmung am 13. Januar 1935 durch die Massenmedien systematisch manipuliert wurde. Das Radio, der Film, Flugblätter, Postkarten und politische Veranstaltungen im Umland der Grenzregionen mit volksfestartigem, patriotischem Charakter stimmten die Menschen auf die schicksalhafte Abstimmung ein. Bereits vor 1935 waren viele Vereine von antidemokratischen Kräften durchzogen, die sich einen Anschluss an das Deutsche Reich wünschten. Unter Aufsicht des Völkerbundes konnte sich die saarländische Bevölkerung zwischen der Zugehörigkeit zu Deutschland, Frankreich oder dem „Status quo“, unter einer internationalen, wirtschaftlichen Verwaltung, entscheiden. Das Wahlergebnis war eindeutig. Über 90 % der Bevölkerung stimmte für den Anschluss an Deutschland und damit für „Hitlerdeutschland“.

Die Deutsche Front bündelten im Vorfeld der Wahlen die konservativen und rechten Parteien für die „Vereinigung mit Deutschland“. Größtenteils finanziert wurden die Kampagnen und Kundgebungen von der NSDAP.  Joseph Goebbels steuerte aus Berlin gezielt und überaus effektiv mit allen Mitteln seines Propagandaministeriums die Stimmung in der saarländischen Bevölkerung. Die warnenden Hinweise der Emigranten und politisch Verfolgten, die bereits auf die Konzentrationslager hinwiesen, gingen im Anschlussjubel unter.

Dieser Umbruch führte im Saarland schnell zur Gleichschaltung. Die politische, gesellschaftliche und kulturelle Ordnung unterlag der totalitären Diktatur. Freidenkende und demokratisch orientierte Menschen wurden denunziert und verfolgt. Unerwünschte Minderheiten, sei es politisch, religiös oder kulturell, wurden gesellschaftlich ausgegrenzt, interniert und später den Todeslagern zugeführt.

 

Im Historischen Museum: Biographien und Ausstellungsobjekte zeigen das Schicksal der Menschen im Widerstand. Eine typische Häftlingsjacke der Konzentrationslager. Das rote Dreieck unter der Häftlingsnummer definierte ihn als politischen Häftling. Die Gestapo- Zellen im Schlosskeller mit zahlreichen Inschriften von verschleppten osteuropäischen und französischen Zwangsarbeitern.

Die Gesellschaft wurde uniformiert und durch Propaganda und Repression gesteuert. Ab September 1939, dem Beginn des 2. Weltkrieges, brach auch über die angepasste, saarländische Bevölkerung das zerstörerische Uhrwerk des Krieges ein. Evakuierungen, Entbehrungen, Tod und Zerstörung waren die Folge. Im Bombenhagel ging der Krieg im Saarland 1945 zu Ende. Fast jede Familie hatte Opfer zu beklagen und der Hunger war allgegenwärtig.

Hitler hatte sein Versprechen eingelöst: „Gebt mir zehn Jahre und- ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen!“ Der Preis für den selbstgewählten Anschluss an eine menschenverachtende Diktatur war für die saarländische Bevölkerung unermesslich hoch.

Doch das ist Geschichte und die Frage bleibt: Wie funktioniert Manipulation? Gibt es Parallelen zwischen der politischen Manipulation im Dritten Reich und den Mechanismen der heutigen sozialen Netzwerke und Plattformen? Dies war eine der Fragen, die wir ChatGPT stellten, auch wenn wir wussten, dass man auch diese Technologie auf Glaubwürdigkeit und Qualität hin überprüfen muss. Doch die Antwort schien uns aus eigener Erfahrung durchaus plausibel.

ChatGPT: „Ja, es gibt Gemeinsamkeiten zwischen der politischen Manipulation im Dritten Reich und den heutigen sozialen Netzwerken. Beide Systeme nutzen gezielte Propaganda, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und Feindbilder zu schaffen. Im Dritten Reich geschah dies durch zentralisierte Medien wie Radio und Zeitungen, während heute soziale Netzwerke, Algorithmen und Influencer polarisierende Inhalte verbreiten. Beide fördern die Bildung von Filterblasen, in denen Nutzer nur noch Informationen erhalten, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen. Zudem werden Ängste geschürt und emotionale Appelle genutzt, um Zustimmung zu erzeugen und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen...“.

Diese wenigen Sätze verdeutlichen die anhaltende Gefahr der plakativen und subtiler Manipulation. Sind unsere Smartphones mit den neuen Social- Media- Plattformen die neuen “Volksempfänger“?

Manipulation tritt in vielen Formen auf, doch die zugrunde liegenden Mechanismen sind erschreckend ähnlich. In einer Welt, in der wir täglich von digitalen Inhalten überflutet werden, ist es unerlässlich, unsere gesunde Skepsis und ethische Wachsamkeit zu bewahren und zu schärfen. Dabei kann uns die Geschichte helfen, die Gefahren der Gegenwart zu erkennen.