Von der Freizeit-Betreuerin zur Leitung

Kinderfreizeiten bedeuten Spaß, Abenteuer und Urlaub. Das erste Mal für ein paar Tage von zu Hause weg und das gleichzeitig mit fremden Kindern. Melissa ist eine von vielen Betreuern und Betreuerinnen. Sie ist also dafür zuständig, dass unsere Freizeiten jährlich funktionieren und allen Spaß machen. Wir wollen wissen, warum sie das eigentlich macht und was man dafür können muss.
Wie ist es dazu gekommen, dass du bei uns Betreuerin geworden bist?
„Also, ich bin vor 4 Jahren dazu gekommen. Und zwar hat meine Großcousine im Jugendzentrum gearbeitet und hat mich und meine Schwester gefragt, ob wir denn Lust hätten mitzufahren. Wir haben direkt ‚Ja!‘ gesagt. Wir haben ein paar Termine mit dem ganzen Team ausgemacht und direkt angefangen die Freizeit zu planen.“
Wie hast du dir die Freizeit dann vorgestellt und wie ging es weiter?
„Ich hatte eigentlich gar nicht viele Erwartungen. Ich dachte, ich fahr da jetzt mit – 10 Tage. Fahre weg, verbringe meine Zeit mit den Kindern und spiele mit ihnen. Seitdem bin ich jetzt schon 4 Mal mitgefahren. Der Ablauf wird einem bekannt und was ansteht. Vorher war man aufgeregt und dachte sich: ‚Oh Gott, was passiert jetzt, was mache ich jetzt?‘ Aber mittlerweile weiß man, wie man handeln soll, weil ähnliche Situationen schon mal vorkamen.“
Wie sieht ein typischer Tag einer Freizeit aus?
„Das einzig typische auf einer Freizeit sind die Frühstückszeiten. Du stehst morgens auf, weckst die Kinder, sorgst dafür, dass sie sich fertigmachen. Was danach kommt ist immer anders, bis es dann wieder zum Abendessen geht. Und selbst die sind oft anders, wie zum Beispiel abends Grillen oder Stockbrote machen. Es gibt aber auch typische Angebote auf einer Freizeit, z.B., wenn wir mit den Kids ins Schwimmbad gehen. Da kam noch nie ein Kind abends zurück und meinte: ‚Boah das hat mir jetzt nicht gefallen‘, sondern eher: ‚Oh, das war so schön, können wir da morgen nicht wieder hinfahren?‘
Ansonsten gibt es jeden Tag unterschiedliche Angebote für die Kinder. Du gehst raus, machst Bastelangebote, gehst wandern, spielst hunderte Gesellschaftsspiele. Es kommt auch darauf an, was die Kinder gerade wollen. Klar, man plant die Tage auch vor, aber im Endeffekt müssen die Kinder eben Lust darauf haben. Wenn ein Bastelangebot nicht ankommt, bricht man eben ab und probiert es am nächsten Tag wieder.“
Welche Bastelangebote hast du bisher angeboten?
„Ich habe schon Traumfänger gebastelt, Graffiti gesprüht. Wir haben Tassen, Taschen und Kulis bemalt. Sandbilder gezeichnet, Instrumente gebastelt und mit Ton gearbeitet – super viele Sachen, die mir jetzt auch gar nicht mehr alle einfallen.“
Gibt es Geschichten aus Freizeiten, die du heute noch erzählst?
„Eine sehr schöne Geschichte war auf einer Freizeit, die etwas chaotischer war. Am Ende der Freizeit haben wir eine Abschlussfeier für die Kinder geplant. Die Kinder haben heimlich über unseren Kopf hinweg selbst eine Abschlussfeier für die Betreuerinnen und Betreuer organisiert. Das war eine riesen Überraschung.
Eine etwas unschöne Geschichte war, als ein Mädchen nachts mal ausversehen Shampoo getrunken hat. Alle waren im Bett und eigentlich sollten auch alle schlafen. Auf einmal kommt ein Mädchen mit der Shampooflasche in der Hand raus und meint sie hätte ihr Shampoo mit ihrem Wasser verwechselt. Anscheinend hatte sie ihr Shampoo, aber auch die Wasserflasche neben ihrem Bett liegen, da sie wohl abends noch geduscht hat. Zuerst riefen wir im Krankenhaus an. Die haben uns den Tipp gegeben, bei der Gift-Hotline anzurufen. Da gibt man dann die Inhalte der Flasche an und die sagen einem, ob etwas Giftiges dabei ist. War es dann zum Glück nicht. Bis auf Bauchweh, ist nichts Schlimmeres passiert.“
Was haben die Erfahrungen auf einer Freizeit mit dir persönlich gemacht?
„Mittlerweile bin ich vorsichtiger geworden, z.B. in Gefahrensituationen. Also ich sehe schneller Dinge, die passieren könnten und kann besser darauf achten. Außerdem muss man einfach geduldig sein. So viele Kinder, alle sind individuell und du musst auf alle Rücksicht nehmen – da braucht man einfach Geduld, mit sich und mit den Kindern.
Als ich das erste Mal mitgefahren bin, war ich mitten im Fachabitur, da wusste ich selbst noch nicht, was ich so machen möchte. Jetzt mache ich meine Ausbildung zur Erzieherin und ein duales Studium. Später möchte ich vielleicht auch im Jugendzentrum arbeiten und auch die Leitung einer Freizeit übernehmen.“
Was muss man mitbringen, wenn man als Betreuer oder Betreuerin mitfahren möchte?
„Man muss empathisch sein. Es gibt Kinder, die viel erzählen. Da muss man sich gut hineinversetzen können. Dann muss man sehr flexibel sein. Wenn an einem Tag ein Fußball-Turnier geplant ist und es in Strömen regnet, dann muss man sich eben neue Aktionen überlegen und auch schnell neue Ideen finden. Wobei man nie alleine dort steht – die Teams und die Leitung unterstützen einen in jeder Situation.
Man muss auch dazu sagen, dass man belastbar sein muss. Es kann vorkommen, dass man eben 17 von 24 Stunden am Tag mit den Kindern verbringt. Das kommt einem vielleicht gar nicht so viel vor. Wenn man aber mal so einen Tag hinter sich hat, merkt man irgendwann den Schlafmangel. Theoretisch kann das zwar schon jeder machen, aber man sollte sich bewusstmachen, dass es eine Freizeit für die Kinder ist. Das ist nun mal auch Arbeit und anstrengend. Das sollte man nie unterschätzen.“
Das klingt nach einer anstrengenden Zeit, warum das Ganze?
„Es macht mir einfach sau viel Spaß. Ich sammle einfach sehr viele Erfahrung und die kann mir keiner mehr nehmen – sie prägen mich für das ganze weitere Leben.“
Könntest du dir vorstellen auch mal eine Freizeit hauptverantwortlich zu leiten?
„Ja, auf jeden Fall!“
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